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 Eine WM der besonderen Umstände

Chile 18Hanna Bremerich

Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist schon etwas Besonderes. Wenn man bedenkt, dass dies in der Disziplin Kata eine saarländische Sportlerin oder ein saarländischer Sportler das letzte Mal tatsächlich vor Jahrzehnten erreicht hat, dann durfte und sollte Hanna mächtig stolz darauf sein, im Jahr 2019 für ihr Land an der Karate Weltmeisterschaft der Jugend und Junioren in Santiago de Chile anzutreten. Das ganze Umfeld, Trainer, Eltern, Verein, Freundinnen und Freunde freuten sich mit ihr, als Bundestrainer Efthimios Karamitos Mitte des Jahres die Nominierung bekannt gab. Niemand konnte jedoch ahnen, unter welchen Umständen diese WM stattfinden und der Sport fast nur eine Nebenrolle spielen sollte.


Eine Woche vor der WM, welche vom 21.10.2019 bis 27.10.2019 in der Chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile stattfand, war zunächst eine WM Vorbereitung mit der kompletten Deutschen Karate Jugendnationalmannschaft in Kelkheim zu absolvieren. Nach anstrengenden Trainingstagen, in denen viel Schweiß floss, erreichte den DKV Kader nur wenige Stunden vor Abflug nach Chile die Nachricht, dass es in der Hauptstadt Santiago de Chile zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen war. Nach Rücksprache mit der WKF, allen Eltern sowie Verfolgung der Nachrichten in den Deutschen Medien entschied man sich aber trotzdem zu fliegen, denn ganz so schlimm sah die Lage dort zuerst nicht aus. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte war, dass die Deutschen Medien gegenüber der Berichterstattung anderer Länder kaum und viel zu spät über die Unruhen in Chile berichteten. Dies sollte auch die ganzen nächsten Tage so bleiben, gab es im Deutschen Fernsehen kaum eine vernünftige Berichterstattung über die aufgewühlte Situation in Santiago de Chile. Die dortigen Bewohner gingen aufgrund der großen sozialen Ungerechtigkeit/Ungleichheit in ihrem Land auf die Straße, leider nicht nur in friedlicher Art und Weise. Die Armee marschierte in der Hauptstadt ein, der Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre wurden von der Regierung ausgerufen. Trotzdem kam es vor dem Hotel der Deutschen Nationalmannschaft, welches direkt im Zentrum lag, täglich zu Demonstrationen. Die Meldung von Toten machte die Runde, die Armee schoss teils mit scharfer Munition, von Plünderungen war zu hören. Um die Sicherheit der jungen Sportler nicht zu gefährden, entschied man sich, dass diese das Hotel nicht verlassen durften, trainiert wurde auf der Hotelterrasse. Die Trainer bzw. das Ärzteteam mussten unter erschwerten Bedingungen Wasser besorgen, da ein gemeinsames Einkaufen in einem Supermarkt undenkbar war. Nur die Sportler, welche Wettkampf hatten, durften in die Wettkampfhalle. Zuschauer gab es dort so gut wie keine, die Stimmung war einer Weltmeisterschaft nicht würdig, eigentlich gar nicht vorhanden. Die Eröffnungszeremonie wurde abgesagt, der komplette Zeitplan umgestaltet, damit sich so wenig Sportler wie möglich gleichzeitig in der Halle aufhalten. Manche Nationen (z.B. Schweiz) reisten an und direkt wieder ab, ohne sich an den Wettkämpfen zu beteiligen, andere Nationen (z.B. Japan) reisten erst gar nicht an. Auf dem Weg zur Halle mussten die Sportler direkt an Demonstranten vorbei, Tränengas lag in der Luft und machte das Atmen schwer, von hinten näherten sich die Wasserwerfer der Armee. Sich dabei auf den Sport konzentrieren? Eigentlich nicht möglich! Schon gar nicht, wenn plötzlich beim Training eine Tränengasgranate auf die Hotelterrasse fliegt und Alle in Sicherheit hechten müssen. So verwunderte es wahrlich auch Niemanden, dass die Leistungen der Deutschen Sportler hinter den Erwartungen der Bundestrainer und auch der eigenen Ansprüche blieben. Die Sportler bestätigten einvermehmlich, dass sie zwar keine Angst um ihr Leben haben mussten, die Situation an sich aber oft beängstigend und sehr bedrohlich war. Die Luxemburger Delegation im Nachbarhotel musste da z.B. deutlich mehr Angst haben, wurde doch ihre Unterkunft bis in den 3. Stock gestürmt und verwüstet, was den Beschluss der sofortigen Abreise zur Folge hatte. Die Deutsche Delegation schickte statt Sonntag schon am Freitag alle Jugendlichen nach Hause, die bis dahin ihre Wettkämpfe beendet hatten, darunter auch Hanna. Die übrigen Sportler wurden in ein 4 km entferntes Hotel umquartiert, wo es deutlich ruhiger war. Am Montag Nachmittag konnten die besorgten Eltern dann endlich auch sie am Frankfurter Flughafen in die Arme nehmen. Sportlich bleibt für Hanna festzuhalten, dass sie enorm stolz auf die Nominierung sein kann. Unter den zuvor geschilderten Umständen ist der erreichte 25. Platz, ziemlich genau die Mitte des Tableaus in der Kategorie und Altersklasse, wahrlich aller Ehren wert, zumal vom immer sehr kritischen Bundestrainer Efthimios Karamitsos keine große Kritik zu hören war. Somit kann Hanna die WM guten Gewissens als eine WM der besonderen Art abschließen, die ihr sicherlich für immer im Gedächtnis bleiben wird. Nochmals herzlichen Glückwunsch vom ganzen Verein zur Nominierung und wir sind Alle froh, dass Hanna wieder gesund zu Hause angekommen ist. 

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